Radarfallen im Straßenverkehr

Die wichtigsten Fakten zur Radaranlage

Man sieht sie bei Ortseinfahrten, auf Schnellstraßen oder bei uneinsichtigen Ecken, wo man gerne etwas mehr auf das Gaspedal tritt. Einem Moment nicht aufgepasst und schon kommt das grelle Blitzen der Radarfalle: Man wurde beim zu schnellem Fahren erwischt. Später kommt ein Bußgeldbescheid über den Postweg, wie viel Geld man für das Übertreten der Geschwindigkeit bezahlen muss. Bei besonders schweren Vergehen warten Punkte in Flensburg und der Führerscheinentzug. Selbstverständlich sind Radarfallen häufig ein Graus, doch sie schaffen eine sichere Fahrt und sorgen dafür, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten werden. Sicherlich lohnt sich ein genauer Blick auf das Gerät, da es heute sehr viele unterschiedliche Methoden gibt, wie die Geschwindigkeit gemessen werden kann. Zusätzlich gibt es mobile Geschwindigkeitsüberwachungen sowie stationäre Anlagen.

Die verschiedenen Messtechniken

Radar: Radar ist einer der am weitesten verbreiteten Messtechniken, wenn es um Blitzer geht. Es wird der Doppler-Effekt in Anspruch genommen, um die Geschwindigkeit eines fahrenden Fahrzeuges festzustellen. Wird die Messschwelle überschritten, wird ein Fotoapparat ausgelöst. Radargeräte sind sowohl auf Stativen wie auch in Fahrzeuginneren anzufinden. Für die Messung kommen spezielle Frequenzbänder zum Einsatz, welche in Deutschland das Ka-Band mit 26,5 bis 40 GHz darstellt. In manchen Fällen kommt auch das K-Band mit 18 bis 26,5 GHz oder das Ku-Band mit 12,4 bis 18 GHz zum Einsatz.

Lichtschranke: Eine weitere Methode der Messung ist die Lichtschranke, die ebenfalls weit verbreitet ist. Im rechten Winkel zum Straßenverlauf werden auf der einen Seite der Straßenränder ein Empfänger und auf der gegenüberliegenden Seite ein Sender aufgestellt. Insofern müssen Fahrzeuge die beiden Geräte passieren. Zwischen Sender und Empfänger werden mindestens drei Lichtschranken gesendet. Fährt nun ein Fahrzeug hindurch, beginnt die Messung, wobei sie beim Durchfahren der zweiten oder dritten Lichtschranke beendet ist. Da die Strecke zwischen den Sendern bekannt ist, kann die Geschwindigkeit berechnet werden.

Helligkeitssensoren: Der Helligkeitssensor ist mit einer einfachen Lichtschranke zu vergleichen. Jedoch wird auf den Lichtsender verzichtet und die vorbeifahrenden Fahrzeuge alleine durch die verursachte Helligkeitsveränderung ausgewertet. Der Vorteil in dieser Methode liegt darin, dass kein gefährlicher Aufbau des Lichtsenders notwendig ist. In der Dunkelheit ist der Helligkeitssensor allerdings nur eingeschränkt nutzbar.

Einseitensensor ES 3.0: Eine recht neue Erfindung in dem Bereich Blitzer ist der Einseitensensor ES 3.0. Der Kern ist eine Anlage mit Sensorkopf, welche aus fünf optischen Helligkeitssensoren besteht. Drei der Sensoren überbrücken die Straße rechtwinklig zum Fahrbahnverlauf, der vierte und letzte Sensor agieren hingegen schräg versetzt. Das Messprinzip ist eine einfache Weg-Zeitmessung. Die Geschwindigkeit eines Fahrzeuges ergibt sich somit aus der Zeit, in der das Auto die Messbasis durchfährt. Zusätzlich erfasst jeder der fünf Sensoren ein Helligkeitsprofil des gemessenen Autos, welches digitalisiert und gespeichert wird. Durch die gesammelten Daten wird der zeitliche Versatz und somit die Geschwindigkeit errechnet.

Piezosensor/Induktionsschleife: Die Messung durch die Piezosensoren oder Induktionsschleife ist eine weitere Überwachungsmethode der Geschwindigkeit. Es kommen in der Regel drei Sensoren zum Einsatz, welche in den Fahrbahnbelag eingebracht werden. Die Geschwindigkeit wird ebenfalls durch den Zeitunterschied zwischen den Messungen ermittelt. Ein älteres Verfahren verwendet nicht drei Sensoren, sondern quer ausgelegte dünne Schläuche. Diese nehmen ebenfalls die Zeitdifferenzen auf und ermitteln die Geschwindigkeit.

Laser: Das Laserfernglas ist eine Messung auf Laserbasis. Es gibt Modelle, welche rein als Laserferngläser gebaut werden, ohne dass eine Dokumentation stattfindet. Darüber hinaus gibt es auch Varianten mit einer Videokamera. Eine relativ neue Version ist das Laserhandmessgerät, welches umgangssprachlich als Laserpistole bezeichnet wird. Allgemein sind damit Systeme gemein, welche nach dem Laserpuls-Prinzip aufgebaut sind. Kurz hintereinander werden zwei oder mehr Lichtimpulse ausgesendet, die vom Fahrzeug reflektiert werden. Dabei wird die Pulslaufzeit gemessen sowie die Entfernung zum Fahrzeug, was durch die konstante Ausbreitungsgeschwindigkeit der Pulse möglich ist. Aus der Zeit- und Streckenmessungen ergibt sie eine Differenz, welche zur Geschwindigkeit umgerechnet werden kann.

Police-Pilot: Besonders auf Schnellfahrstraßen und Autobahnen können Zivilfahrzeuge mit dem Police-Pilot-System entdeckt werden. Hierbei wird das Verkehrsvergehen individuell auf Video festgehalten. Der große Nachteil des Systems sind die hohen Kosten, da nicht alleine das ProViDa-System installiert werden muss, sondern es müssen auch genügende motorisierte PKWs bereit stehen. Dagegen sind die Vorteile die hohe Beweiskraft der Methode und die Unauffälligkeit der Überwachungsmaßnahme. Vor allem in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Polen kommen zahlreiche Motorräder mit der entsprechenden Technik zum Einsatz.

Die stationäre Überwachung im Fokus

Innerhalb der stationären Überwachung mit Radarfallen gibt es drei Formen, die zum Einsatz kommen. Klassisch, beliebt und oft gesehen ist der Blitzer in Säulenform. Per Lasermessung werden die Fahrzeuge in fast allen Winkeln erkannt. Die Säulen wurden von Vitronic Dr.-Ing. Stein entwickelt, welcher auch die Bildverarbeitungssysteme bereitstellt. Die Säule ist mit einem Sichtfenster aus Plexiglas ausgestattet. Alle Daten werden von Mitarbeitern des Ordnungsamtes mit einem Notebook ausgelesen oder digital versendet. Der Anschaffungspreis für eine solche Radarfalle beträgt um die 90.000 Euro. Eine andere Form der Geschwindigkeitskontrolle ist die Anzeigeanlage. Es handelt sich hierbei nicht um eine klassische Radarfalle, welche mit einer Kamera ausgestattet ist. Die Geschwindigkeitsanzeige ist eine Maßnahme zur „aktiven Verkehrssicherheit“. Dementsprechend ist die Anzeige mit einer Radaranlage, der Auswerteelektronik und einer LED-Anzeige ausgestattet. Optional kann eine Solarplatte zur Energieversorgung eingesetzt sein. Fährt nun ein Fahrzeug vorbei, wird dessen Geschwindigkeit angezeigt. Somit kann man aktiv die eigene Geschwindigkeit regulieren, ohne dass man direkt geblitzt wird. Die letzte Form der stationären Überwachung ist die Abschnittskontrolle. Hierbei sind mehrere Anlagen entlang der Straße aufgebaut, welche das Kennzeichen mit der genauen Uhrzeit festhalten. Dadurch lässt sich die Geschwindigkeit zwischen zwei Messpunkten ermitteln, indem man den Abstand durch die Zeitdifferenz des jeweiligen Durchfahrens teilt. Da es sich um eine sehr neue Technik handelt, ist diese noch nicht überall in Deutschland verfügbar. Das erste Pilotprojekt der Abschnittskontrolle ist zwischen Laatzen und Gleidingen auf der B6 anzutreffen.

Die Toleranzen der Radargeräte

Natürlich wird nicht direkt ein Foto geschossen, wenn alleine ein Übertritt von einer geringen Geschwindigkeit vorliegt. Je nach Messverfahren liegt eine andere Toleranzgrenze vor, welche vielen Autofahrern schon einem ein Bußgeld erspart hat. Bei ortsfesten Anlagen, Starenkästen, Laserpistolen und Radarmessgeräten liegt der Toleranzbereich bis 100 km/h bei 3 km/h. Das bedeutet, sollte man 102 km/h auf einer Straße fahren, wo nur 100 km/h erlaubt sind, wird kein Foto gemacht. Ab Geschwindigkeitsvorschriften über 101 km/h werden 3 Prozent in Abzug gebracht. Bei den ProViDa-Systemen, sprich in Fahrzeugen, liegt eine Toleranz von 5 km/h vor. Eine kleine Ausnahme ist das Nachfahren mit Dienstfahrzeugen. Mit justierten Tachometer sind 15 Prozent der vorgeschriebenen Geschwindigkeit noch im Toleranzbereich. Bei nicht justiertem Tachometer sogar 20 Prozent.